Adventskalender 2012


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Teil 1, Kathy
Immer dasselbe… keine Abwechslung im Leben. In meinem Leben. Genauer gesagt in diesem kleinen Surrey in Südengland, nie ist hier etwas los.
!Drrrriiiiiing!
Und schon wieder dasselbe, zur gleichen Zeit, am gleichen Tag, in einer weiteren Woche im 12. Monat, im 16. Jahr meines Lebens. Alle sind aufgeregt, wenn die Weihnachtsvorbereitungen beginnen, mich betrifft das jedoch nicht. Ich denke lieber darüber nach, wie ich nach dem Abschluss von hier verschwinde und ein neues Leben beginne. 
Da ich schon spät dran bin, schnappe ich mir das Mathebuch aus dem Spind und eile den Gang entlang. Miss Smith ist ziemlich zimperlich, wenn es um ihren Unterricht geht. „Entschuldigen Sie, Miss Smith“, sage ich während ich neben ihr in das Klassenzimmer husche. Sie ist klein und rundlich, trägt eine krumme Brille auf ihrer Knollnase und hat kurze rotgefärbte Haare. Erschöpft lasse ich mich auf meinen Stuhl in der hinteren Reihe fallen. Der Unterricht ist wie immer uninteressant, gelangweilt male ich Kreise auf meinen Block. „Hey, Adi, nicht schlafen“, spottet Jack Clarks. Das ist etwas, was ich nicht leiden kann „Adi“ von „Adams“- Kathy Adams. Erschrocken starre ich auf die Tafel: „Ich weiß es nicht, Miss.“ „Mädchen, kannst du nicht einmal aufpassen?“, fragt mich eine empörte Frau Smith. Jack und die anderen lachen los, mit einem Zucken im Bauch schaue ich vor mich auf den Tisch.
Nachdem die Mathestunde endlich vorbei ist, eile ich auch schon wieder zwei Stockwerke hinunter in Richtung Chemie. Montags waren die Fächer nicht unbedingt aufregend.

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~Schöne Weihnachtszeit!~


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~ weihnachtliches Bild ~


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~ Gewohnheiten an Weihnachten ~

Punsch, Lebkuchen & Spekulatiuskekse

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Teil 2, Braydon
Meine Mum meinte, dass ich mich in einen Chemie- Kurs eintragen sollte. Ja, ich gebe zu, dass meine Noten schlechter geworden sind, aber kann es nicht etwas anderes sein? Solange ich mich noch halten kann, ist das für mich kein Thema. In 1-2 Jahren ziehen wir sowieso wieder weg; so ist das in unserer Familie. Und schuld ist mein Dad.
Ich sitze hier schon seit zehn Minuten und warte darauf, dass der Unterricht beginnt. Desinteressiert schaue ich aus dem Fenster, überall liegt draußen weißer Schnee. Ist das nicht ein Symbol, das es bald Weihnachten wird?! Da haben manche Leute sehr viel zu tun, wie z.B. der Weihnachtsmann. Ihr denkt jetzt bestimmt, dass ich eine an der Waffel habe. Keine Angst, das denke ich auch manchmal, bei meinem Familienleben.
Mit zerzausten Haaren und roten Wangen kommt Adams ins Zimmer gelaufen. Das Mädchen kenne ich nur vom Sehen. Was ich von ihr weiß, ist, dass sie auch 16 ist und dass sie das Leben als Einzelgängerin genießt.  Sie steht immer noch in der Tür, ich schätze, dass kein Platz mehr frei ist. Natürlich außer neben mir…

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Vanillekipferl:
(Zutaten für 1 Portion)
280gMargarine
140gZucker
400gMehl
125gHaselnüsse, (gemahlen)
1 PackungVanillezucker

Puderzucker, zum Bestreuen

Zubereitung:
Fett, Zucker, Vanillezucker, Haselnüsse gut verrühren, Mehl zugeben. Nun für etwa 2 Stunden in den Kühlschrank tun. Aus dem Teig mit den Händen die Kipferl formen, auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und bei 180°C etwa 15 min backen. Wenn die Kipferl noch warm sind, in Puderzucker wälzen.
 

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Was ihr braucht:
- Blätter
- Schere
- Teller

Anleitung:
1. Nehmt den Teller und umrandet ihn auf dem Blatt.
2. Schneidet den Kreis aus.
3. Faltet ihn, bis es nicht mehr geht.
4. Schneidet Zacken, Halbkreise,... hinein.
Wichtig: Überall außer in der Spitze könnt ihr reinschneiden.

Habs hier mal vorgemacht: 


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~Haselnussplätzchen~

Zutaten:
- 2 Eiweiß
-150 g Zucker
-1 Päckchen Vanillezucker
-150 g gemahlene Haselnüsse
 -50 g ganze Haselnüsse
-Backoblaten

Zubereitung:
Eiweiß steif schlagen, nacheinander Zucker und Vanillezucker einrieseln lassen, gemahlene Nüsse unterziehen. Die Masse in einen Spritzbeutel mit Lochtülle füllen und kleine Häufchen auf die Oblaten spritzen/oder mit einem Telöffel auf die Oblaten auftragen.
Je nach Geschmack in der Mitte mit je einer Haselnuss verzieren. Im Backofen bei 175 Grad auf der mittleren Schiebelleiste 15-20 min backen.



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Teil 3, Kathy
Gedemütigt schaue ich mich im vollen Raum um. Nirgends ist ein Platz frei, außer neben einem schwarzhaarigen Jungen. Na, was solls? Lächelnd trete ich neben seinen Tisch und frage: „Hey, ist hier noch frei?“ „Hm, ja“, flüstert er und räumt die Hälfte des Tisches frei. Mr Winston betritt das Klassenzimmer und begrüßt uns. Unauffällig schaue ich zum Jungen neben mir. Er ist wahrscheinlich zwei Köpfe größer als ich, hat große, braune Augen und eine gute Figur. „Wie heißt du?“, schreibe ich mit meinem Bleistift auf den Tisch. „Bray“, murmelt er. Ich nicke und schreibe ihm ein Kathy auf den Tisch. Er schaut konzentriert zur Tafel. Mr Winston verteilt Arbeitsblätter, schnell wische ich meine Kritzeleien wieder weg.
Es ist etwas an diesem mysteriösen Jungen, das mich einfach beeindruckt hat. Ich kann es noch nicht einschätzen, noch nicht. Ihr müsst wissen, ich habe eine ausgeprägte Intuition was meine Mitmenschen angeht. Ich kann Leute ansehen und kann gleich sagen, was für ein Typ Mensch sie sind. Aber in diesem Fall habe ich keine Ahnung.
Es wundert mich nicht gerade, dass er, ich meine Bray, mich ignoriert; das tun die Anderen ja auch. Doch ehrlich gesagt habe ich zum ersten Mal in meinem Leben das Bedürfnis, mit jemanden zu sprechen. Genauer gesagt mit ihm. Ich würde gerne herausfinden, was er für weitere Kurse belegt hat oder was er außerschulisch tut, ob er Eltern und Geschwistern hat? Aber ich kann mich, wie so ziemlich oft in meinem Leben, nicht überwinden. Und so streicht die Unterrichtsstunde an mir vorbei, ohne noch ein weiteres Wort mit ihm gewechselt zu haben.
  
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 ~ Bilder vom Ludwigsburger Weihnachtsmarkt ~








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~ Ein paar Weihnachtslieder ~

Klickt hier.

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~ Gebräuche ~

Weihnachtsbaum:
Er steht für Hoffnung und neues Leben, doch damals (Mittelalter) wollte man sich nur Tannen-,Fichten-und Mistelzweige ins Haus hängen um böse Geister zu vertreiben. Doch richtige Weihnachtsbäume kamen erst gegen 18. Jhd in die Häuser, und vor allem bei nicht Katholiken, bei ihnen war die Grippe das heiligste Symbol. Man behing die Bäume mit Äpfeln, Nüssen, Lebkuche, durfte sich aber erst an Silvester daran begnügen.
Christkind:
Das Christkind ist eine Erfindung Martin Luthers, das anstelle des Nikolauses die Geschenke bringt. Nach Jahrhunderten hat dann irgendjemand den Weihnachtsmann dazugefügt, was dem Christkind Konkurrenz macht. Santa Claus ist vor allem in der USA gängig.
Adventskranz:
Der Adventskranz war eine Erfindung eines Erziehers im 18. Jhd., der seinen Kinder mit 23 Kerzen zeigen wollte wie lange sie noch zu Weihnachten gedulden müssen. Jeden Tag wurde 1 Kerze mehr angezündet, bis alle Kerzen brannten, und die Kinder wussten, das am Tag darauf Heilig Abend ist.
Erst später gab es nur noch 4 Kerzen und den grünen Tannenzweigkranz.

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Teil 4, Braydon
Ein Schneeball verfehlt mein Gesicht nur um wenige Zentimeter, als ich in den Gang trete, um mich 63 Stufen zum Musikunterricht hoch zu schleppen. Als ich zusammenzucke, fängt Ashton an zu lachen. Mit einem "Halt's Maul!" gehe ich an ihm vorbei. Doch das scheint ihm nicht zu gefallen. Er baut sich vor mir auf und seine kleinen, grauen Augen blitzen auf mich herab, während sich seine Gang hinter ihm aufreiht. "Na Santa Clause, hast du was gesagt?" Genau in dem Moment kommt eine Gruppe Mädchen vorbei. Sie kichern aufgesetzt und werfen ihre Haare in den Nacken. So ist es immer, kein Mädchen kommt mir je näher, als aus einigen Metern Abstand mich anzustarren, als wäre ich das exotischste Tier, das sie je gesehen haben und sie noch nicht einschätzen können, ob ich zahm oder gefährlich bin.
Die Gruppe der Schaulustigen wird immer größer. An jedem anderen Tag hätte ich es nie soweit kommen lassen, doch heute ist ein anderer Tag. Heute habe ich zum ersten Mal ein Mädchen kennengelernt, das nicht vor mir zurück schreckt oder mich verliebt anstarrt und den Mund nicht aufkriegt. Sie ist so anders... Nein nicht sie, Kathy- Kathy ist anders. Dass ich sie ignoriert habe und die Anmache von Ashton über meinen Vater, haben meine Laune in den Keller gezogen.  "Ja, ich sagte HALTS MAUL." Mit dieser  Unverschämtheit rechnet Ashton nicht. Mit verzerrtem Gesicht holt er zu einem Schlag aus, doch ich tauche unter seinem Arm hindurch, packe ihn mit einer Hand und drehe ihn auf seinen Rücken bis er anfängt zu wimmern. Dann lasse ich ihn los und gehe.
Im Musikraum ist es stickig, daher setze ich mich ans Fenster, schalte meinen iPod an und lasse die Stunde vorbeiziehen. Als es klingelt packe ich meine Sachen, dankbar nicht noch länger hier gefangen zu sein. Schnell laufe ich in Richtung Cafeteria.

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~ 3D Stern basteln ~

  
Anleitung hier.

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~ Spritzgebäck ~ 

 Hier ist das Rezept (für ca. 40 Stück):
- 125g weiche Butter
- 75g Zucker
- 1 Prise Salz
- 1 TL geriebene Zitronenschale (unbehandelt)
- 1 Ei
- 190g Mehl
- 100g Zartbitter- Kuvertüre
Außerdem:
 - Backofen auf 180 Grad vorheizen
- Zubereitungsdauer: ca. 20 Minuten
- Backzeit ca. 15 Minuten
Was ihr tun  müsst:
Butter, Zucker, Salz und Zitronenschale mit dem Schneebesen des Handrührers cremig aufschlagen. Ei unterrühren, Mehl dazusieben und rasch untermischen. Backofen vorheizen. Teig in einem Spritzbeutel mit Sterntülle füllen und verschiedene Motive auf das mit Backpapier belegte Blech spritzen (ich hab Herzen und Ringe gemacht). Im Ofen auf der mittleren Schiene ca. 15 Minuten hellgelb backen lassen. Danach abkühlen lassen. Kuvertüre grob hacken, im heißen Wasserbad schmelzen und das Gebäck verzieren.

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 ~ Teelicht-Weihnachtsstern ~


Anleitung

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Teil 5, Kathy
In der Cafeteria ist schon einiges los, obwohl ich mich beeile. Mit dem Tablett in der einen und dem Handy in der anderen Hand suche ich nach einem freien Platz. Erst als ich Bray entdecke, wird mir klar, dass ich keinen freien Platz gesucht habe, sondern ihn. Mit einem Blick erfasse ich die Szene: Bray alleine am Tisch, um ihn herum ausschließlich Mädchen.
Ich verstehe nicht, wieso ich ihn nicht schon eher getroffen habe, ihn, den Mädchenschwarm. Das wird mir jetzt zum ersten Mal bewusst. Ich muss mir eingestehen, dass er schon ziemlich gut aussieht. Sehr sogar...
Wie von selbst schlagen meine Beine den Weg ein. Schon stehe ich ihm gegenüber und höre mich fragen: "Darf ich mich zu dir setzen?" Am Rande nehme ich wahr, dass es um uns still geworden ist. Überrascht schaut er auf. Einen Moment sieht er mich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an, dann meint er nur: "Okay, Klar." Verunsichert wegen seiner Reaktion und des anhaltenden Schweigens setze ich mich langsam auf den Stuhl ihm gegenüber und fange an zu essen.  Kurze Zeit später kehrt die normale Lautstärke zurück und ich entspanne mich etwas. Bray scheint nicht daran interessiert zu sein mit mir ins Gespräch zu kommen. Er sieht mich noch nicht einmal an. "Warum auch? Er kennt mich ja nicht... Was soll ich sagen? Soll ich überhaupt was sagen? Verdammt, warum ist mein Kopf nur so leer?"
Das sind nur wenige Gedanken von denen, die mir durch den Kopf gehen und doch bekomme ich noch nicht mal eine vernünftige Frage zustande. Ich fühle mich krank - meine Hände schwitzen, meine Bauch tut weh, und ich fühle mich so seltsam.  Das Cafeteria-Essen macht es auch nicht besser. Ich halte es nicht mehr aus und frag das was mir gerade in den Sinn kommt: "Schmeckt dir das Essen hier?" Und denke: "Du hast ihn doch nicht wirklich gerade nach dem Essen gefragt, oder?" Bevor ich vor Scham in den Boden versinken kann, antwortet er mir: "Nicht wirklich. Hab Bauchschmerzen. Wahrscheinlich von dem Essen."
"Das ist ja lustig. Ich hab auch Bauchschmerzen." Während Bray mich schon wieder so seltsam anschaut, frage ich mich warum wir über Bauchschmerzen reden. Ich schiebe das Tablett von mir und schaue ihn an. Ich will gerade zu einer Frage ansetzen, als Bray anfängt
zu kichern. Und schließlich zu reden: "Sorry. Musste nur gerade an das Weihnachtsessen meiner Mutter denken. Es war als ich 10 war, mein Vater kam zu spät zum Weihnachtsessen, aber wir waren nicht da. Als er uns dann in den Betten fand, dachte er wir wären halb tot, weil wir so bleich waren. Aber wir hatten nur eine Magen-Darm-Grippe. Du hättest sein Gesicht sehen sollen." Seine Augen blitzten vergnügt auf. Ab diesem Zeitpunkt ist das Eis zwischen uns gebrochen. Wir reden die gesamte Mittagspause weiter und als es klingelt, verwünsche ich die Schulglocke ein für alle mal. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und frage ihn: "Kommst du auf den Weihnachtsmarkt am Wochenende?"
"Mal sehn",  murmelt er. Bray sieht mich an. Und ich könnte schwören, dass in seinem Blick auch eine Art Trauer liegt. Aber dieses Aufblitzen der Gefühle ist nur von kurzer Dauer, dann legt er wieder seine Maske auf. Ich schwöre, ich werde herausfinden, was sich sonst noch hinter der Maske verbirgt.
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ERROR

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~ Liebe braucht keine Ferien ~



Es geht darum, dass Amanda (Cameron  Diaz) alles hat: Geld, Mann, etc. und Iris (Kate Winslet) drei Jahre lang umsonst auf einen komischen Typen stand. Nachdem Amanda rausgefunden hat, dass ihr Mann sie betrogen hat, sucht sie im Internet nach einem Urlaub. Es kommt zum Häusertausch zwischen den beiden - L.A. und England. Amanda trifft Iris' Bruder, Iris lernt Amandas Nachbar kennen, einen älteren Mann mit dem sie sich super versteht, außerdem einen charmanten Freund von Amanda...

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~ Handpeeling ~

2 EL olivenöl, 1EL Zucker und 3 EL Salz aus dem toten Meer vermischen und auf die Hände verreiben. Mit warmen Wasser abspülen. Für den besten Erfolg Baumwollhandschuhe über Nacht anziehen.
Ihr habt kein Salz da? Auch nicht schlimm, es funktioniert genauso ohne Salz, nehmt dann von allem 2 EL.
Ganz wichtig: Immer gut eincremen! :)
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Teil 6, Braydon

Warum muss ich meinem Vater immer zu dieser Jahreszeit so viel aushelfen?! Nicht das ich ihm nicht gerne helfe; nein im Gegenteil, ich liebe es Zeit mit ihm zu verbringen, doch er hat das ganze Jahr über zu viel zu tun. Ich sollte glücklich sein ihm jetzt aushelfen zu dürfen, aber ich bin es nicht. Wahrscheinlich bin ich noch zu aufgewühlt, wegen Kathy. Ich fand es eine total abgefahrene Aktion, dass sie sich einfach in der Cafeteria neben mich gesetzt hat. Naja, wie gesagt  Mädchen kommen mir nie näher, als eine Sicherheitsabstand von 1m einzuhalten.

"Versteh einer die Weiber", brummte ich vor mich hin. Ich biege um die Ecke und sehe die überfüllte Straßen. Ich bin richtig, hier ist der Weihnachtsmarkt. Ich komm mir ein bisschen dämlich vor, mit dem Sack auf dem Rücken. Und meiner schlechten Laune, es ist ja immerhin bald Weihnachten.

Aber in Selbstmitleid kann ich später baden, oder zumindest bis ich daheim bin und mich mit Musik volldröhnen kann.

Ich weiche kleinen Kindern, Passanten mit Einkaufstüten, glücklichen Paaren, gestressten Eltern, die ihre Kinder verloren haben, aus. Als ich an der nächsten Imbissbude links abbiege, sehe ich sie. KATHY! Auf dem Weihnachtsmarkt! Sie wirkt hochkonzentriert, wie sie sich überlegt, was sie sich aus dem Dekostand kaufen soll. Ich überlege sie anzusprechen, doch mir fehlt der Mut und wie ich erst aussehe, der Sack und der frustrierte Ausdruck auf meinem Gesicht, den ich seit heute Vormittag nicht mehr wegbekomme. Also beschließe ich mich umzudrehen und meinem Vater seine Sachen abzuliefern, die ich im Sack mit mir rumschleppe. Doch gerade als ich einen letzten Blick auf ihr Gesicht werfe, dreht sie sich um und schaut mir direkt in die Augen und ich fange an zu grinsen.

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Teil 6 (2), Kathy

Eigentlich wollte ich heute nur auf dem Weihnachtsmarkt eine Bestellung für meine Mutter abholen, doch als ich an dem Dekostand vorbeilaufe, sehe ich diese wunderschönen Spieluhren, die ich schon seit meiner Kindheit liebe. Also bleibe ich stehen und betrachtete sie eingehend, ich entscheide mich für eine kleine mit einer Melodie, die eine gewisse Traurigkeit in mir auslöst. Obwohl sie nicht zur Weihnachtsstimmung passt, kaufe ich sie, denn diese Spieluhr erinnert mich gewisser weise an mich selbst. Ein Häuflein Elend, klein und unbeachtet, und ringt sich doch einer durch, diese schlichte braune Schatulle zu öffnen, klappt er sie nach einigen Sekunden wieder zu, da sie für ihn eine zu traurige Geschichte erzählt. Mein Leben war bis jetzt nicht besonders: kleines Haus im Vorort, Eltern, die mit ihren Kindern überfordert sind, einen 7-jährigen Bruder und einen Hund. Doch seit ich ihn entdeckt habe, verspüre ich nicht mehr diesen alltäglichen Wunsch einfach abzuhauen und irgendwo neu anzufangen. Irgendetwas bindet mich an Bray. Freundschaft? Liebe? Oder ist er mir einfach nur ähnlich? 

Ich bezahle und drehe mich um und sehe Braydon. Und ich wusste, es war Liebe. 

Ich merke, dass er mich anschaut und ringe einen Moment, dann gehe ich auf ihn zu. 

"Hallo Braydon." "Oh, hallo Kathy. Weihnachtserledigungen?", fragt Bray. "In gewisser weise, ja", dann fällt mein Blick auf seinen Sack. Was da wohl drin ist? "Du anscheinend auch. Musst aber schon viel gekauft haben, bei diesem Sack auf deinem Rücken", ich grinse.

Er wirkt peinlich berührt und schaut zum Boden. Peinlich berührt? Nein, eher nicht. Ich meine eine Art Schuld in seinen Augen abzulesen, bevor er mich angrinst. Das Eis zwischen uns ist gebrochen: "Oh! Das hier? Nein nicht für mich. Das muss ich meinem Vater vorbeibringen. Möchtest du mitkommen?"  

Ich weiß nicht was ich antworten soll. Das klingt für mich so, als wolle er mich seinem Vater vorstellen. Aber dennoch antworte ich mit "Ja!" und so schlendern wir über den Weihnachtsmarkt.

"Was macht denn dein Vater hier? Einkaufen?", frage ich interessiert. "Mein Vater? Er arbeitet hier..." Er stockt kurz. "Aber er wird nicht bezahlt, so ehrenamtlich." 

Ehrenamtlich? Dann muss er aber ein weiches Herz haben. Ich muss wohl verwirrt aussehen, denn Bray bleibt stehen und zeigt auf einen Mann im Weihnachtsmannkostüm. Was, Bray´s Vater ist der Weihnachtsmann?! Naja nicht der Echte, aber er verschenkt Nüsse, Orangen und Schokolade an kleine Kinder. Aber welcher Mensch würde so eine Arbeit schon machen, und das noch unbezahlt? Ich schaue Bray an: "Der im Weihnachtsmannkostüm?" "Ja, mein Vater liebt es den Kindern eine Freude zu machen", da ist es wieder, dieser unergründliche Ausdruck auf seinem Gesicht, "Und darum hat er seinen Gefallen daran gefunden, den Weihnachtsmann zu spielen." Bray ging davon. Ich frage mich, was ihn so traurig (war es wirklich Trauer?) machte, dass sein Vater den Weihnachtsmann spielte. Ich wär eher verlegen, oder peinlich berührt. Aber nicht traurig.

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~ Spiel ~

Was ihr braucht:
 - Nüsse
- Freunde

Anleitung:
Das Spiel funktioniert ein bisschen wie "Ich packe meinen Koffer" und ist ziemlich lustig, wenn man an den kalten Tagen nicht nach draußen gehen will. Außerdem hat man sicherlich noch Nüsse vom Nikolaus übrig :) Ihr hockt euch zum Beispiel an einen Tisch. Jeder bekommt eine Nuss, die er sich zwischen die Zähne steckt- also nicht im Mund drin, sondern so, dass man nicht sprechen kann. Dann könnt ihr das zum Beispiel nach diesem Schema spielen:
Einer sagt zum Sitznachbar (mal auf Hochdeutsch):
A: "Weißt du was?"
B: "Was?"
A: "Der Hans ist krank."
B: "Ja, was hat er denn?"
A: sagt z.B. "Schnupfen." 
Durch die Nüsse ist es schwer verständlich und wenn mans richtig spielt, echt zum Lachen.
B: "Weißt du was?"
C: "Was?"
B: "Der Hans ist krank."
C: "Ja, was hat er denn?"
B: "Schnupfen und Husten." 

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Teil 7, Braydon
Ich weiß, dass ich sie stehengelassen habe, ohne eine Erklärung. Und ich weiß es ist falsch. Doch ich kann daran nichts ändern, genauso wenig wie an meinem Leben. "Hier, Dad!" "Danke, mein Junge", er schaut irritiert auf, was wohl an meinem Unterton in der Stimme liegt. Darum antworte ich schnell: "Sonst noch was?" "Hör auf dich so anzustellen, Junge. Viele würden dich um das, was du hast beneiden." Nach kurzem Schweigen fügt mein Vater hinzu: "Bitte, Bray. Ich habe mir das nicht ausgesucht. Und noch weniger habe ich mir ausgesucht, dass du Weihnachten nicht magst." "Woran liegt das wohl...", murmelte ich. Er erwartet wohl eine Antwort. Als er keine bekommt, meint er nur: "Du weißt, was du zu tun hast? Ich muss jetzt los. Habe noch viel zu tun.Wir treffen uns heute Abend an der Scheune." Und weg war er. 

 Ich drehe mich um und merke, dass Kathy immer noch an derselben Stelle steht, wo ich sie zurückgelassen habe. Ich gehe zu ihr. "Tut mir leid, dass ich dich habe Warten lassen." "Nein, nein! Passt schon...", meint sie, "es sieht so aus, als würdest du deinen Vater nicht besonders mögen?"  Ich überlege, was ich antworten soll, doch sie kommt mir zuvor: "Schon okay, ich will dich nicht bedrängen." Aber damit war die Sache für sie nicht erledigt, sie verdrängt es nur mich nach etwas zu fragen. Ich belasse es vorerst mal dabei. Obwohl ich merke, wie sie mich eindringlich mustert, bis ihr Blick an meinen Augen hängen bleibt. Diese wende ich ihr nun zu. Ich mag das Gefühl nicht, ich habe bis jetzt noch nie jemanden direkt in die Augen gesehen. Mir läuft es kalt den Rücken hinunter, denn es ist unangenehm, als würde Kathy mir direkt in die Seele blicken und alle meine unterdrückten Gefühle und Wünsche durchforsten. Darum frag ich sie, um diesen peinlichen Moment auszulösen: "Möchtest du einen Kakao?" Irririert blickt sie von meinen Augen auf und nuschelt ein "Ja". Ich packe sie am Arm und zeihe sie nicht gerade liebevoll durch die Menschenmenge. Aber sie wehrt sich nicht.  "Bray, dort vorne... mit dem grünen Dach, da verkaufen sie leckeren Kakao", meldet sich Kathy, nach einer mir vorkommenden Ewigkeit. Ich schaue sie an, nicke und kaufe uns 2 Kakaos in einem, war ja klar, weihnachtlich verziertem Becher. Gerade als ich meine Lippen ansetzten will, klingelt mein Telefon. "Tut  mir Leid, da muss ich dran", sage ich. Doch Kathy fängt an zu lachen und deutet auf ihr Handy, sie nimmt ab: "Ja? ... Natürlich hab ich dir... Nein, hab ich nicht gesehen... Okay, ich beeile mich... Tschüss!" "Tut mir Leid, Bray. Aber ich muss jetzt gehen." Diese Worte machen mich irgendwie traurig. Ich will sie aber nicht einfach so gehen lassen. "Kathy, ich möchte dich gerne nach Hause begleiten, wenn du das möchtest." "Okay, das wäre nett." Wir laufen eine Weile schweigend nebeneinander her. Dann überwinde ich mich und nehme Kathy's Arm. Sie wehrt sich nicht und schaut mich nur mit strahlenden Augen an. Dann sagt sie: "Da vorne, das Blaue! Da wohne ich." Sie schaut mich eindringlich an und es sieht so aus, als würde sie Mut sammeln. Sie spricht es aus: " Braydon, ich weiß das es mich nichts angeht, aber ich mag dich auf eine besondere Art und Weise und ich kann einfach nicht aufhören, daran zu denken, dass... du... naja ein Geheimnis hast, das dich schwer bedrückt. Möchtest du darüber reden? Ich ... Nein... nicht... Braydon... warte!" Ich will es dir doch erzählen! Doch ich darf es nicht! Und je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger will ich Kathy mit hineinziehen. Und ihrem sanften Blick kann ich bestimmt nicht mehr lange standhalten.  "Es tut mir Leid, Kathy! Ich glaube es ist besser, wenn ich jetzt gehe..." Ich bekomme selber Angst vor meiner Stimme, und ich bin froh, dass ich mich selber nicht sehen kann. Ich weiß, dass in diesem Moment eine eiserne Härte in meinen Augen liegt und meine Iris sich meinen schwarzen Pupillen angepasst hat. Mit Gewissheit kann ich sagen, dass ich ihr wehtue, aber immer noch besser, wenn ich mir selbst das Herz breche und unglücklich bin, als dass Kathy denkt, dass ich irre bin und mir das Herz noch viel schmerzhafter bricht. Mit diesen Gedanken wende ich mich von ihr ab und gehe in die kalte Dunkelheit der Straße hinein.  

 

Teil 8, Kathy
"Guten Morgen, Kathy", sültzt mir mein nerviger kleiner Bruder ins Ohr. "Lass mich schlafen und mach das du rauskommst!" "Aber Mum meinte, ich soll dich wecken, damit du ihr mit dem Essen für heute Abend helfen kannst. Es ist doch Weihnachten." Mit diesen Worten trottet er aus der Tür.
Guter Morgen... Nein danke, darauf kann ich pfeifen! Mir geht es elend! Genauso wie gestern Abend, als er mich einfach stehen gelassen hat. Ich spüre, wie mir eine Träne die Wange hinunter läuft. Verdammt! Ein anderes Mädchen hätte sich vielleicht vorgebeugt und ihn zum Abschied geküsst, umarmt oder einfach nur gelächelt. Aber ich musste ihn ja unbedingt darauf ansprechen, worüber er nicht reden will. Was kann nur so schlimm sein, dass es keiner wissen darf? Eine Krankheit? Das könnte ein Grund sein...
Es bringt nichts, wenn ich mir Vorwürfe mache, Braydon ist weg. Seufzend gehe ich die Treppe runter, um meiner Mum beim Zubereiten des Essens zu helfen.

Am Abend sitzen wir alle am runden Tisch. Das Essen schmeckt köstlich. Nach dem Essen geben wir uns gegenseitig unsere Geschenke, ich lächle vor mich hin und kann nur an ihn denken. Was er jetzt wohl gerade macht? Mein Bruder sucht eine Weihnachts- DVD aus und schaltet den Fernseher an. Der Film ist in unserer Familie schon Tradition geworden, eine glückliche Familie, die Weihnachten feiert. Vorher sind sie im Weihnachtsstress, das Übliche eben. Abwesend schaue ich aus dem Fenster und wünsche mir nichts sehnlicher, als Bray in die Arme zu schließen. Ich glaube, ich hab mich in ihn verliebt und da er dies nicht erwidern kann, macht sich eine große Traurigkeit in mir breit. Um meine Gefühle nicht zu zeigen, schließe ich meine Augen.
Als ich aufwache ist das Wohnzimmer dunkel, der Fernseher aus und meine Familie wahrscheinlich in ihren Betten. Verschlafen schaue ich auf das Display des Videorekorders, 11:14 pm. Gerade als ich mich aufrappeln will, höre ich ein Geräusch- aus dem Kamin! Ängstlich gehe ich in die Richtung, aus der das Geräusch kommt. Verwundert schaue ich genauer hin, Füße zappeln heraus und diese Füße glaube ich zu kennen. Fragend stehe ich da, während ein verrußter Braydon aus dem Kamin klettert. Bin ich im Film? Ich kann nicht glauben, was ich da sehe. Braydon kommt verlegen zu mir rüber: "Ich.. ähm..", er schaut auf den Boden hinter sich. "Das putz ich noch, hast du einen Besen?" "Was machst du hier und wieso kommst du aus einem Kamin?", frage ich stattdessen. "Ich wollte, dass du mein Geheimnis kennst, denn ich will dich nicht anlügen." Schweigend höre ich ihm zu. Er erzählt mir, dass sein Vater der Weihnachtsmann ist. Bin ich im Film?, schwirrt mir wieder und wieder durch den Kopf. Wegen seinem Vater mag er kein Weihnachten. "Jedes Jahr das Gleiche!", meint er. Heute hätte er ihm wieder beim Verteilen der Geschenke helfen sollen, doch er entschied sich für mich. Und weil er niemandem davon erzählen darf und kann, hält er sich von anderen fern und wird deswegen als "Freak" bezeichnet. Ganz folgen kann ich ihm nicht, aber dennoch glaube ich ihm alles, was er sagt. Ein Gefühl in meinem Bauch macht sich breit, so als würden tausende von Schmetterlinge darin fliegen. Vor einem Monat hätte ich nie gedacht, dass es so ein Gefühl wirklich gibt. Lächelnd schaue ich ihn an. Bray wirkt verlegen, wahrscheinlich denkt er, dass ich ihm nicht glaube. "Danke", sage ich. "Danke, dass du es mir erzählt hast." Vorsichtig, auf seine Reaktion gespannt, nähere ich mich ihm, lege meine zitternden Hände auf seine warme Brust und stelle mich auf meine Zehenspitzen. Der Kuss löst in mir ein überwältigendes Gefühl aus. Seine Hände berühren meine Wangen, so stehen wir eine Weile da- küssend und überglücklich. 

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